5 Zwangsräumungen pro Tag - in der Provinz Teneriffa

Trotz Aufschwung verlieren weiterhin Bürger ihre Wohnung

Laut Aussage des "Consejo del Poder Judicial"  fanden im ersten Vierteljahr 2018, in der Provinz Teneriffa, durchschnittlich 5 Zwangsräumungen pro Tag statt. Insgesamt verloren 454 Familien ihre Bleibe. In 171 Fällen stellten die Banken den Antrag auf Zwangsräumung, da die Besitzer die Hypotheken nicht bezahlten oder leerstehende Immobilien besetzt wurden. 257 Familien verloren ihre Bleibe, da sie die Miete nicht bezahlten und in 26 Fällen lagen andere Gründe vor.

Hinter jedem einzelnen Fall verbirgt sich ein eigenes Schicksal.

 

Der Fall von Tamára González und Carlos Rojas aus Santa Cruz

Tamára hat 3 Kinder und erhielt am Freitag den Bescheid der Zwangsräumung, welcher jedoch für ein paar Tage ausgesetzt wurde. Letzendlich muss die Familie nächste Woche definitiv ihre Wohnung räumen.  Das Gericht befand, dass sich die Familie nicht genügend um eine neue Wohnung bemüht hätte. Man gab ihr einige Stunden Zeit, weitere Papiere beizubringen, jedoch letztendlich erhielt sie nur ein paar Tage Aufschub. Die Familie besetzt eine Wohnung der Bank "Bankia" in Ofra (Santa Cruz). Laut der Richterin hätte die Familie das Angebot, in eine andere Wohnung umzuziehen, abgelehnt. Es handelt sich um den dritten Versuch der Bank die Familie aus der besetztenden Wohnung zu vertreiben. Laut Tamára wurde ihr jedoch niemals eine Ersatzwohnung angeboten und hat keine Ahnung, woher die Richterin diese Information hat.  Sie vermutet, dass die Gemeinde diese Aussage getroffen habe und bestreitet vehement, jemals ein entsprechendes Angebot erhalten zu haben. Noch während Tamára bei der Gerichtsverhandlung war, warteten die Schlosser vor dem Gebäude geduldig darauf, die Wohnungstür aufzubrechen. Die anderen Bewohner des Gebäudes, auch Hausbesetzer, hatten vor, den Schlossern den Zugang zu verweigern. In aller letzter Minute wurden sie darüber informiert, dass die Rämung verschoben wurde und zogen sie erst einmal unverrichteter Dinge ab.

Letztes Jahr im September, unterbrach Tamára eine Plenarsitzung in Santa Cruz, um ihren Fall vorzutragen. Der Bürgermeister, José Manuel Bermúdez, versuchte ihr zu helfen und verfasste einen Brief an die Bank Bankia, mit der Bitte, den Antrag auf Zwangsräumung zurückzuziehen. Im Mai dieses Jahres wurde eine neue Anordnung annulliert, da die Bankenvertreter nicht erschienen waren. Am Freitag konnte sie lediglich ein paar Tage Aufschub herausschlagen. Nun muss sie über das Wochenende eine neue Bleibe finden. Jedoch benötigt sie dazu einen Bürgen und eine Bürgschaft.  Jedoch ist sie schon seit Wochen auf der Suche und es gibt keine Wohnungen unter 600 Euro und sobald sie angibt, dass die Gemeinde die Bürgschaft übernehmen wird, sei kein Vermieter mehr bereit ihr eine Wohnung zu vermieten. Tamára hat sogar Arbeit und verdient Geld. Sie arbeitet als Vertreterin (Conmercial), jedoch ohne Festgehalt. Sie wünscht niemandem in ihre Situation zu kommen. Sie wird weiterhin um ihr Recht und eine Wohnung kämpfen und den Mund nicht halten. Es sei eine Schande, dass sich Tausende von Bürgern in der selben Situation befinden und ihnen niemand hilft.

Der Fall von Carlos

Carlos Rojas hat einen Räumungsbescheid erhalten und muss seine Wohnung im Bezirk La Salud (Santa Cruz) bis zum 13. Juni 2018 räumen, da er die Miete nicht mehr bezahlen konnte. Carlos ist 54 Jahre alt und verfügt über kein Einkommen und ist für 3 weitere Personen verantwortlich, die über eine Behinderung von 65% verfügen. Er musste 4 Monate warten, bis er einen Termin beim Sozialamt (Servicios Sociales) bekam. Nun hat er Anspruch auf Sozialhilfe (ayudas sociales), aber trotzdem werden er und seine "Kinder" aus der Wohnung geworfen. Es handelt es sich um 3 schwer behinderte Personen im Alter von 20, 33 und 50 Jahren, die er seine Kinder nennt und die von ihm anhängig sind. Er weiss was es heisst verlassen zu werden, da er im Kinderheim "Casa Cuna" aufgewachsen ist und er sich weigert sich, sich von seinen neuen Familienmitgliedern zu trennen.  Das einzige Einkommen der Familie besteht aus den Pensionen seiner 3 Kinder und damit kann nur das Allernotwendigste bezahlt werden. In seinem Fall müssten nur 700 Euro Mietschulden beglichen werden, um die Zwangsräumung zu verschieben. Jedoch muss er die Wohnung auch verlassen, wenn er die Schulden bezahlt. Er bittet um Hilfe, eine Wohnung zu finden in der er mit seinen 3 Kindern unterkommen kann und außerdem benötigt er dringend eine bezahlte Arbeit. 

Es fehlen Wohnungen

Es ist allgemein bekannt und anerkannt, dass in Santa Cruz Sozialwohnungen (vivienda pública) fehlen.  Die Gemeinde darf keine Wohnungen zwangsräumen lassen, in denen Minderjährige wohnen, ohne der Familie eine Alternative angeboten zu haben. Jedoch fehlt es in der Hauptstadt an entsprechenden Wohnungen. Es gibt einfach weder genügend Sozialwohnungen noch ausreichend staatlich geförderten Wohnungsbau.

Bevorzugt bei der Suche von Wohnungen werden derzeit alleinstehende Mütter mit minderjährigen Kindern.

Die Sozialhilfen kommen oft zu spät. Die staatlichen Mietzuschüsse sind zeitlich begrenzt und werden verspätet ausgezahlt. Viele Bürger drohen zu verarmen, da die Mieten rasant steigen.

Quelle: https://diariodeavisos.elespanol.com/2018/06/el-goteo-de-la-verguenza-cinco-desahucios-cada-dia-en-la-provincia/

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