Bestechung im Kasteramt

Das "andere" Grundbuchamt

Gegen insgesamt 18 Personen wurde in Zusammenhang mit Bestechung im Grundbuchamt ermittelt. Die Staatsanwaltschaft fordert bis zu 16 Jahren Haft für die meisten Angeklagten. Es handle sich um schwere Fälle organisierter Kriminalität und Bestechung. 

Der Vorgang wird unter dem Namen "catastro paralelo"  (Paralleles Katasteramt), geführt.

Die derzeit 17 Beschuldigten werden in verschiedene Gruppen aufgeteilt. Da ist der Kern des "catastro paralelo" zu dem ein Infomatiker des Grundbuchamtes gehört und seine Lebensgefährtin, eine Abteilungsleiterin des Amtes. Es wurden Vorgänge für die normalerweise offiziell 140 Tage benötigt werden, an einem einzigen Tag abgewickelt.

Dann gibt es noch den Geschäftsführer einer Gestoria (Agentur zur Erledigung amtlicher Formalitäten) und einen Angestellten eines Notars aus La Laguna, beide Familienmitglieder des Informatikers. Diese wurden vermutlich damit beauftragt die Kunden heranzuschaffen, die bereit waren, gegen Entgeld ein schnelleres Verfahren zu beantragen.

Zu der zweiten Gruppe gehören die entsprechenden Kunden (Anwohner aus Teneriffa und La Gomera), welche gleichfalls bei der Suche nach weiteren Kunden geholfen haben. Die meisten Beweismittel die einer der Beschuldigten aus dieser Gruppe geliefert hat, stammen aus dem Jahr 2000.

Der Skandal wurde aufgedeckt, als die Guardia Civil im Juni 2014 eine Untersuchung in den Büroräumen des Amtes durchführte. Nach 2,5 Jahren der Ermittlungen wurden gegen die Beschuldigten Anklage erhoben. Nur ein einziger Verdächtiger wurde nicht angeklagt.

11 der ursprünglich 18 Beschuldigten wird Rechtsbeugung inkl. Dokumentenfälschung vorgeworfen. Dazu kommt noch Veruntreuung von öffentlichen Dokumenten, sowie Bestechung. Bei letzterem wird zwischen Privatpersonen und Beamten deutlich unterschieden. Der Staatsanwalt hat für die 11 Personen 6 Jahre Haft gefordert. Die Dokumente trugen alle die Unterschrift des Leiters des betroffenen Grundbuchamtes, jedoch hatte dieser nachweislich nichts mit den Bestechungen zu tun. Über 10 Jahrelang wurden Dokumente gefälscht und Bestechungen angenommen. Anscheinend war das gesamte Grundbuchamt unter Kontrolle des Informatikers, der Dokumente mit der Unterschrift anderer Personen ausstellen konnte. So wurden Vorgänge bezahlt, die eigentlich gebührenfrei gewesen wären. Dieses Grundbuchamt hatte verschiedene Gebühren, je nachdem wie schnell der Vorgang bearbeitet werden sollte.

Die Abogacía del Estado fordert jedoch für alle 17 Angeklagten, aufgrund von organisierter Kriminalität, eine Haftstrafe zwischen 12 und 16 Jahren. Diese Haftstrafe erhalten normalerweise Mörder und Totschläger.

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