Braucht Teneriffa mehr Touristen, um jeden Preis?

Wieviel Tourismus verträgt Teneriffa?

Teneriffa boomt, die Kanarischen Inseln boomen, alle Küstenorte Spaniens boomen...

 

Seitdem immer weniger Touristen in ihren Urlaubin Ländern wie Ägypten, Marokko, Tunsesien und der Türkei verbringen wollen, strömen die Touristen nur noch so nach Spanien.

Besorgte Bürger aus Barcelona demonstrieren und wollen "ihre" Stadt wieder zurück. Es ist die Rede von einem Baustopp für weitere Hotels.

Mallorca hat eine Touristensteuer erhoben, um doch noch den einen oder anderen Touristen dazu zu bewegen, seinen Urlaub woanders zu verbringen - jedoch vergeblich.

Auf Ibiza finden die Angestellten, die sich um die Touristen kümmern sollen, keine Bleibe und müssen bereits 500€ für einen Schlafplatz auf einem Balkon, 650€ für einen Platz auf einer Matratze in einem Lieferwagen oder 1.200€ für ein kleines Studio, pro Monat bezahlen.

Touristen bringen Geld in die Kasse und Touristen bringen Arbeitzsplätze.

Ist das wirklich so? Wer verdient letztendlich an einem All Inclusiv Touristen, der in seinem Heimatland einen Pauschalurlaub bucht?

Wer bekommt einen der heiss ersehnten Arbeitsplätze? Die Canarios wohl eher nicht. Viele von ihnen sind schlecht ausgebildet und bekommen eventuell einen Job als Putzfrau, Kellner, Gärtner oder Küchenhilfe. Auch diese werden ihnen oft von Südamerikanern streitig gemacht, die flexibler und schneller sind. Die besseren Jobs werden in der Regel von Festlandspaniern oder Ausländern besetzt.

Wo sollen die Einheimischen wohnen?

Touristen, die ihren Urlaub nicht in einem Hotel verbringen wollen, sondern eher in einer Ferienwohnung, zahlen doppelt oder dreifach soviel an Miete, wie ein Einheimischer. Immer mehr Eigentümer kaufen Wohnungen auf, um diese teuer an Touristen zu vermieten. Jedoch wo sollen die Arbeitnehmer mit ihren Familien wohnen? Der normale Bürger wird immer weiter von den Küstenregionen verdrängt.

Der tägliche Stau auf den Autobahnen

Arbeitsplätze gibt es in der Touristenhochburg an der Costa Adeje. Jedoch können sich die Angestellten dort keine Wohnung leisten. Tagtäglich zieht die Autokaravane, aus allen Richtungen, morgens an die Costa Adeje und abends wieder zurück. Viele Angestellten kommen aus dem Großraum von Santa Cruz oder San Isidro. Jeden Morgen stehen sie im Stau und abends auf dem Rückweg auch wieder. Es gibt Verkehrspunkte an denen teilweise gar nichts mehr geht und der Verkehr in allen Richtungen total zum Erliegen kommt. Das passiert, sobald einer der vielen Kreisverkehre nicht mehr ausreicht und sich Rückstaus in mehreren Richtungen bilden. Es gibt wenig Ampeln auf der Teneriffa und so versucht sich jeder noch hineinzuquetschen. Es soll eine dritte Fahrspur her, aber ist das letztendlich die Lösung?

Sind Mietwagen zu günstig?

Zusätzlich zu den Arbeitnehmern, die in der Regel alleine in ihrem Auto sitzen und zur Arbeit fahren, kommen noch zigtausende Mietwagen. Mietwagen sind auf Teneriffa extrem billig. Es gibt zeitweise Fahrzeuge, inkl. Vollkasko, ab 60 Euro pro Woche. Selbstverständlich mieten sich viele Touristen ein Auto, auch wenn sie es gar nicht benötigen, weil es bequemer ist als Bus und günstiger als Taxi zu fahren. Mietwagenfirmen müssen einen eigenen Parkplatz für ihren Fuhrpark nachweisen, damit die Autos nicht permanent auf öffentlichen Straßen stehen. Jedoch mieten sich einige Firmen diese Parkplätze nur pro forma an und stellen ihre Flotte in der Nähe ab. In der Nähe von Mietwagenfirmen, sind in der Nebensaison, wenn die Autos nicht vermietet werden, fast keine Parkplätze zu bekommen. In der Hauptsaison dann schon eher.

Kein Tag ohne Unfall

Es vergeht kein Tag an dem nicht mehrere  Autos auf der Autobahn ineinanderfahren. Liegt das an der Hitze, der Sonne, der Urlaubslaune, den verschiedensten Mentalitäten oder an dem zu geringem Sicherheitsabstand? Die Briten sind es gewohnt links zu fahren, der Rest der Europäer rechts. Die Briten machen jedoch fast 50% der Touristen auf Teneriffa aus. Die Straßen sind auf Teneriffa sehr gut ausgebaut, allerings ist die Beschilderung oft irreführend. Viele Touristen schauen sich lieber die Gegend an, anstatt auf den Verkehr zu achten. Sie wissen oft nicht wohin und bleiben pötzlich stehen, um sich zu orientieren. An einem Großteil der Autounfälle sind Mietwagen beteiligt.

Die ärztliche Versorgung

Offiziell hat Teneriffa 1.000.000 Einwohner plus Touristen. Dazu kommen jedoch viele Überwinterer die mehrere Monate in ihrem eigenen kleinen Häusschen bleiben und nicht gemeldet sind, sowie unzählige Migranten die illegal auf der Ferieninsel leben. Für ganz Teneriffa sind zwei Universiätskliniken zuständig, die sich beide in Santa Cruz befinden. Bei den anderen Krankenhäusern handelt es sich um Privatkliniken, die nur Barzahler oder Versicherte einer privaten Krankenversicherung behandeln. Wer sich allein auf die gesetzliche Krankenversicherung verlassen muss, ist oft verlassen. Es gibt monatelange Wartezeiten für Facharztbesuche und Wartezeiten von bis zu 1 bis 2 Jahren auf nicht lebensnotwendige Ops.

Immer mehr neue 5-Sterne Hotels

Die Gemeinde Adeje, in der das Touristengebiet Costa Adeje liegt, ist anscheinend für viele Gemeinden Vorbild in Sachen Tourismus. Ein Großteil der 5-Sterne Hotels auf Teneriffa liegt in der Costa Adeje. Die Gemeinde Adeje ist reich und hat die niedrigste Arbeitslosenquote auf ganz Teneriffa. Im Dezember eröffnet die Hotelkette Barceló in La Caleta ein super 5-Sterne Hotel mit 603 Zimmern und 25 Villen. In der Nachbargemeinde Guía de Isora sind verschiedene neue Hotels geplant und im Valle von Güimar, mitten im Barranco auch, nebst Golfplatz. Man redet jetzt schon von der größten Bausünde Teneriffas. Wäre es nicht sinnvoller, für jedes neue Hotel, das gebaut wird, ein Altes aus den 60er und 70er Jahren abzureissen und den dort entstandenen Platz wieder als Grünzone zu nutzen?

Qualität oder Quantität?

Was bringt Teneriffa letztendlich langfristig mehr? Eine große Zahl von Billigtouristen und viele All Inklusiv Touristen oder eine kleinere Zahl betuchterer Touristen und Individualtouristen oder doch lieber eine gute Mischung aus allen?

  • Billigtouristen geben relativ wenig Geld aus und bringen viele Probleme mit sich.
  • All Inklusive Touristen verlassen kaum das Hotel, sie verstopfen die Straßen nicht, mieten keine Autos, machen wenig Ausflüge, gehen nicht auswärts Essen und Trinken und bezahlen fast ihren gesamte Urlaub bereits im Heimatland.
  • 5 Sterne Touristen gehen in der Regel gerne shoppen und geben oft ein kleines Vermögen aus
  • Individualtouristen mieten fast immer ein Auto, wohnen auch gerne in Ferienwohnungen, sind permanent unterwegs, gehen oft essen und versorgen sich auch gerne selbst.

Umwelt

Viele Touristen bedeuten viel Fluglärm, ausgebaute Straßen, Betonklötze, viel Müll und extrem viel Abwasser.

So langsam fangen die Canarios und die Migranten auf Teneriffa an, den Müll zu trennen. Aber leider noch nicht genügend. Oft wird der Bauschutt einfach noch am Straßenrand abgestellt. Kartons werden neben den Papiercontainer gestellt, da sie nicht, in einem Stück, durch den Schlitz passen. Wasser wird grundsätzlich aus Plastikflaschen getrunken, für die es inzwischen auch separate Müllcontainer gibt. Jedoch werden die Flaschen, in der Regel, in voller Größe in die Container geschmissen, so dass diese relativ schnell voll sind. Bei jedem Supermarkteinkauf fragt die Kassiererin ganz automatisch nach Plastiktüten und fast jeder Käufer nimmt sie mit. Am Strand werden die Zigarettenkippen im Sand ausgedrückt und der angesammelte Müll abends liegengelassen. Die nächste Flut nimmt den Dreck schon mit.

Abwasser

Anscheinend gibt es auf Teneriffa so gut wie keine funktionieren Kläranlagen. 96% des gesamten Abwassers, 57.000.000 Liter täglich, landen ungeklärt im Atlantik. Immer öfter werden Strände, aus gesundheitlichen Gründen, gesperrt, da die Konzentration der E-Coli-Bakterien über dem zulässigen Höchstwert liegt. Jedoch bedeuten mehr Touristen auch noch mehr Abwasser.

Zeit zum Umdenken?

Wäre es nicht langsam an der Zeit, nich an das kurzfristige und vermeintlich schnelle Geld zu denken, sondern an einen reduzierten, kontrollierten und ökologischen Tourismus? Falls das überhaupt noch möglich ist. César Manrique hatte sich seinerzeit auf der Nachbarinsel Lanzarote durchgesetzt und sich vehement gegen Massentourismus und Betonburgen zur Wehr gesetzt. Auf Lanzarote ist die Welt noch in Ordnung, auf Teneriffa leider nicht mehr.

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Kommentare: 3
  • #1

    Doris Kittl (Sonntag, 30 Juli 2017 17:36)

    Wie kann ich das ausdrucken ? Habe Leute hier die das interessiert,aber kein Internet

  • #2

    Doris Kittl (Sonntag, 30 Juli 2017 17:39)

    Diese Beiträge sind sehr gut gemacht,und auch immens wichtig!!! Weiter so

  • #3

    Anka (Mittwoch, 02 August 2017 12:53)

    Ohne Internet geht das schlecht. Kannst mir die email-Adressen geben, dann kopiere ich den Text in die email.